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1967
Beschreibung

Der Schützenpanzer (SPz) Marder war seit den 1970er Jahren das Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe der Bundeswehr mit einer Stückzahl von zeitweise über 2000 Einheiten. Genutzt werden zurzeit die Ausführungen 1A3, 1A4 und 1A5. Gebrauchte Marder wurden nach Chile, Indonesien, Jordanien und die Ukraine ausgeliefert. Als Nachfolger des Marder wird seit 2015 der Schützenpanzer Puma an die Bundeswehr geliefert. Die Bundeswehr verfügte mit Beginn des Jahres 2023 über etwa 370 Marder.
Das Projekt Marder entstand schon im September 1959 während der anlaufenden Produktionsphase des HS 30. Ziel war es, einen zum Kampfpanzer Leopard 1 passenden Schützenpanzer zu entwickeln. Der ATV-Stab (Ausbildung, Technik, Versuche) der Panzertruppenschule Munster erstellte die militärischen Forderungen mit folgenden Merkmalen:

Gesamtbesatzungsstärke 12 Mann (gesteigerte Absitzstärke von 10 Mann, wenn der Kommandant als Gruppenführer mit absitzt)
hohes Schutzpotential für die Besatzung
hohe Beweglichkeit, Fahrbereich einem Leopard 1 ebenbürtig
eine zuverlässige 20-mm-Bordmaschinenkanone
unkomplizierter Wechsel zwischen auf- und abgesessenem Kampf
ABC-Schutz
Darüber hinaus wurde beabsichtigt, eine Schützenpanzerfamilie zu schaffen, auf der Kanonenjagdpanzer, Raketenjagdpanzer, Panzermörser 120 mm, Sanitätspanzer, Transportpanzer, Flakpanzer, FlaRakpanzer und der Führungspanzer Flugabwehr aufbauen sollten. Bedingt durch die Kampfweise der Panzergrenadiere ergaben sich jedoch technische Probleme beim Konzept des Schützenpanzers, der gleichzeitig Basis für alle anderen Plattformen sein sollte. Die Entwicklung von Kanonenjagd- und Raketenjagdpanzer wurde darauf gesondert fortgeführt und 1967 erfolgreich beendet.

Im Januar 1960 wurden die Rheinstahl-Gruppe (Rheinstahl-Witten, Rheinstahl-Hanomag, Ingenieurbüro Warnecke) und die Henschel AG (Thyssen Industrie AG Henschel Kassel) zusammen mit MOWAG mit der Entwicklung von sieben Prototypen beauftragt. Als Ergebnis wurden mehrere Konzepte auf Basis des HS 30 vorgestellt. Die Prototypen dieser ersten Generation waren der RU 111, RU 112 und RU 122 von Rheinstahl, der 1HK 2/1 und 1HK 2/2 von Henschel sowie die Fahrzeuge HM 1 und HM 2 von MOWAG. Alle Prototypen hatten ein Gefechtsgewicht von 16 Tonnen.

Bedingt durch die Einflussnahme der NATO-Partner, die ein Mitspracherecht forderten, und durch eine Vielzahl von Vorschlägen anderer Dienststellen der Bundeswehr verlief die Erprobung jedoch schleppend. Ein Abkommen zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland, einen gemeinsamen Schützenpanzer zu entwickeln, wurde verworfen.

1963 wurde der Forderungskatalog für die zweite Generation angepasst. Daraus entstanden Prototypen mit einem Gefechtsgewicht von 20 Tonnen. Die Rheinstahl-Gruppe baute die Schützenpanzer RU 214, RU 261 und RU 262 mit Frontmotor, verbesserter Heckklappe, Ein-Mann-Turm mit 20-mm-Maschinenkanone und einem Panzerabwehrlenkflugkörper. MOWAG setzte bei ihren Prototypen 2M1/1, 2M1/2 und 2M1/3 auf einen Mittelmotor. Die Gesamtbesatzungsstärke wird von 12 auf 10 Mann (3+7) reduziert.

Im Jahr 1964 folgte die dritte Generation des Schützenpanzers mit einem neuen Forderungskatalog, angepasst an die neuen Anforderungen der Bundeswehr. Der Schützenpanzer wurde länger und breiter. Zusätzlich bekam das Fahrzeug ein Heck-MG und Kugelblenden an den Seiten für einen Waffeneinsatz unter Panzerschutz. Als weitere Erkenntnis aus der zweiten Generation zeigte sich, dass der Ein-Mann-Turm nicht der richtige Weg war. Daraufhin wurde ein Zwei-Mann-Turm mit scheitellafettierter Maschinenkanone entwickelt, der ohne grundlegende Veränderungen des Schützenpanzers integriert werden konnte.

1967 wurden die letzten zehn Prototypen entwickelt und ausgiebig in Truppenversuchen getestet. Das Unternehmen MOWAG schied 1968 aus, das Startgerät für einen Lenkflugkörper entfiel. Nach zwei Jahren erfolgreicher Tests wurde 1969 der Serienvertrag über die Lieferung von 2136 Schützenpanzern unterzeichnet. Das erste Serienfahrzeug wurde am 7. Mai 1971 an die Panzergrenadiere ausgeliefert. Hergestellt wurden die Schützenpanzer von den Unternehmen Rheinstahl AG und Maschinenbau Kiel (MaK).

Ab etwa 2008 wurden drei alte Schützenpanzer Marder mit Räumschilden im Rahmen von Konversionsprojekten vom Unternehmen Airmatic-Systeme in Hemer in Feuerlöschpanzer (mit und ohne Löscharm) umgebaut und beispielsweise auf der Interschutz 2010 präsentiert.

Titelbild
Marder
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