Direkt zum Inhalt
technik_fahne_nationen
Deutschland
Technik_Entwicklung
1965
Beschreibung

Der Flugabwehrkanonenpanzer Gepard (FlakPz Gepard) ist ein autonomer, allwetterkampffähiger FlaK-Panzer aus deutscher Produktion. Bereits in den 1970er-Jahren entwickelt und produziert, bildete er für lange Zeit einen Eckpfeiler der Flugabwehr des Heeres der Bundeswehr, des niederländischen und des belgischen Heeres. Mit der Außerdienststellung bei den ursprünglichen Nutzern Ende der 1990er- bis Anfang der 2000er-Jahre wird er in der Zwischenzeit nur noch bei anderen Armeen verwendet, insbesondere seit 2022 in der Ukraine.
Der Gepard wurde primär entwickelt, um im taktischen Rahmen des Gefechts der verbundenen Waffen den beweglichen Panzer- und Panzergrenadiertruppen der Bundeswehr Schutz vor tieffliegenden Flugzeugen und Kampfhubschraubern zu geben. Er besitzt bezüglich seiner Gefechtsfeldmobilität und Motorleistung vergleichbare Eigenschaften wie die damals eingesetzten oder in der Entwicklung stehenden Panzer Leopard 1, Marder und Jaguar. Der Gepard wurde auch zum Objektschutz von stationären hochwertigen Zielen wie Flugplätzen oder Brücken eingesetzt. Gemäß der Einsatzdoktrin des Kalten Krieges kann er unter ABC-Vollschutz eingesetzt werden.

Die Auswahl der Bewaffnung berücksichtigte insbesondere die Bekämpfung von stark gepanzerten Kampfhubschraubern wie dem Mil Mi-24 „Hind“, dessen Panzerung effektiv Schutz vor Geschossen bis zum Kaliber 23 Millimeter (mm) bietet.

Der Gepard wurde zunächst an weitere NATO-Mitgliedsstaaten wie die Niederlande und Belgien geliefert. Das sowjetische Pendant zum Gepard war das Flugabwehrsystem ZSU-23-4 „Schilka“, das ein Jahrzehnt früher entwickelt wurde und nicht die Leistungsfähigkeit des Gepard im Bereich Zielerfassung, Feuerleitung und Zielbekämpfung während der Fahrt erreichte.[2] Weitere sowjetische Gegenstücke sind das 2K22 Tunguska aus den 1980er-Jahren und das modernere Panzir-S1-System, wobei die beiden jedoch kombinierte Systeme mit Rohr- und Raketenbewaffnung darstellen.

Mit der Ausphasung des M163 Vulcan und dem Scheitern des Projekts Sergeant York bei der US Army gab und gibt es in den westlichen Staaten auch über 40 Jahre nach der ersten Indienststellung kein in nennenswerter Stückzahl produziertes Äquivalent zum Gepard. In dem Zusammenhang muss allerdings erwähnt werden, dass gerade hier in 1980er- und 1990er-Jahren ein Wechsel von Flugabwehrkanonen zu Flugabwehrraketen vollzogen wurde.


Die Initiative für die Entwicklung des Gepard geht auf das Amt Blank, den Vorläufer des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), zurück. Dort wurde im Januar 1955 die Notwendigkeit eines hochmobilen, mit elektronischer Feuerleitung ausgerüsteten Flugabwehrsystems formuliert. Im September 1956 wurden die Entwicklungsrichtlinien festgelegt, die das Fahrgestell des Schützenpanzers HS 30 von Hispano Suiza (Suisse) vorsahen. Auch der Kaliberbereich zwischen 20 und 40 mm wurde festgelegt. Die erste Studie basierte auf einem Truppenversuchsmuster des HS-30-Fahrgestells mit einem Holzmodell des Turms A 14, der mit zwei 30 × 170 mm Maschinenkanonen (Typ: HS 831) bestückt war. Schon im Juli 1958 wurde diese Entwicklung laut Ministeranweisung gestoppt. Offiziell aus Haushaltsgründen lag der eigentliche Grund aber in Spannungen zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Lieferanten Hispano Suiza, die ihren Ursprung in den Mängeln des HS 30 in der Erprobung hatten.[3][4] Der T249 Vigilante war ein ähnliches Entwicklungsprojekt, welches bei Springfield Armory erprobt wurde.

Bereits im August 1958 wurde die Fortsetzung der Entwicklung vom BMVg beschlossen. Anfang 1959 wurde Rheinmetall mit Studienarbeiten beauftragt und am 7. September 1959 die Forderungen zusammengefasst: Bei einem Turmgewicht unter 5 Tonnen (t) sollte der neue Panzer mit einer 30-mm-Zwillingskanone und einem Feuerleitradar mit Eignung zur Zielsuche in einem Sektor ausgerüstet sein. Des Weiteren sollte das Fahrgestell des Schützenpanzer neu (dem späteren Schützenpanzer Marder) verwendet werden und das Gesamtgewicht nicht über 20 t liegen.[3][5]

1961 erfolgte schließlich die Vergabe von zwei Entwicklungsaufträgen zur Lieferung von zwei Prototypen an Rheinmetall und British Manufacture and Research Company (BMARC), damals ein britisches Tochterunternehmen von Hispano Suiza (Suisse) und später von British Aerospace (heute: BAE Systems) übernommen. Für beide Prototypen sollte ein Q-Band-Feuerleitradar (8 mm) von Elliott Automation Limited zum Einsatz kommen. Im November 1963 wurde nach einem Besuch einer Expertenkommission bei BMARC der Prototyp abgelehnt und die Entwicklung eingestellt. Hauptgrund für den Abbruch war das Nichteinhalten des Lastenheftes ohne Aussicht auf eine erfolgreiche technische Erprobung und damit Serienreife.[A 1] Doch auch die Entwicklung von Rheinmetall wurde im Dezember 1964 eingestellt: Die HS 831L-Maschinenkanonen erwiesen sich als mangelhaft und das Radar von Elliott als untauglich – wie schon beim Entwurf von BMARC. Eine Gemeinsamkeit der beiden Prototypen war auch, dass das Fahrgestell des „Marder“ durch das hohe Turmgewicht überlastet wurde und die Platzverhältnisse zu beengt waren.[3][5]


Basierend auf den Erkenntnissen der gescheiterten Studien und Prototypen genehmigte das BMVg am 27. September 1965 die Verwendung des Fahrgestells des Leopard 1 für die Entwicklung des Flakpanzers. Aus den vorausgegangenen Projekten wurden zudem Erfahrungen im Bereich optisches Flugabwehr-Visier, Waffenrechner und dem Zusammenspiel Waffenrechner und Feuerleitung gewonnen.[5][6]

Die Neuanforderung der Bundeswehr umfasste Tag-, Nacht- und Allwetterkampffähigkeit, eine Kampfentfernung von 3000 m und Bekämpfungshöhe von 2000 m, Maximalgewicht von 42 t (Gesamtgewicht) bzw. 12 t (Turm), ABC-Vollschutz und Watfähigkeit, Puls-Doppler-Suchradar und Folgeradar mit 4000-m-Reichweite und mit IFF, Energieversorgungsanlage im Fahrgestell und Fahrzeugnavigationsanlage. Für die Waffenanlage wurde ein Höhenrichtbereich von −10° bis +85° und Seitenrichtbereich von 360°, 1000 Schuss Munitionsvorrat, optisches und Erdzielvisier und kurze Reaktionszeit gefordert.[5][7]

Titelbild
Flakpanzer Gepard

ort ort referenz

ort_technik