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technik_fahne_nationen
Grossbritannien
Technik_Entwicklung
1967
Beschreibung

Die British Aerospace Nimrod war ein Aufklärungsflugzeug der britischen Luftwaffe. Der Name Nimrod (hebräisch נמרוד Nimrod ‚großer Jäger‘) geht auf eine altorientalische Person zurück. In verschiedenen Versionen war es ab 1969 sowohl als Seeaufklärer als auch als SIGINT-Aufklärungsflugzeug in Dienst. 2010 wurden zunächst die älteren Seeaufklärer-Versionen vorzeitig außer Dienst gestellt und im Verlauf des Jahres wurde auch das Programm einer stark modernisierten Version eingestellt. Die SIGINT-Maschinen wurden noch bis Juni 2011 betrieben.
Die Entwicklung der Nimrod MR1 begann 1964 als Nachfolger der Avro Shackleton. Das britische Militär forderte im Rahmen des Operational Requirement 381 einen leistungsfähigeren Seeaufklärer, der primär für die Jagd auf U-Boote der sowjetischen Marine konzipiert sein sollte. Wie schon in der Vergangenheit setzte man dabei auf die Weiterentwicklung eines Passagierflugzeuges. Als Basis wurde 1965 die De Havilland Comet 4 ausgewählt. Diese erhielten neue, effizientere Turbofan-Triebwerke vom Typ Rolls-Royce RB.168, die besonders in geringen Flughöhen treibstoffsparender arbeiteten. Zusätzlich bekamen die Maschinen neue Radarsysteme und Sensoren für die Seeaufklärung. In den Rumpf des Flugzeuges wurde für den Einsatz von Torpedos und Luft-Boden-Raketen ein Waffenschacht integriert.

Der Erstflug des ersten von zwei Prototypen (RAF-Seriennummern XV147, XV148) fand im Mai 1967 statt. Die britischen Luftstreitkräfte bestellten schließlich 46 Serien-Marineaufklärer, von denen der erste in der Version Nimrod MR1 im Oktober 1969 in Dienst gestellt wurde. 1970 wurde die erste Maschine zum ersten Einsatzplatz RAF Kinloss überführt und ab 1971 war das Muster voll einsatzfähig. Bis 1974 wurden weitere 45 Maschinen, die letzten acht davon aus der neueren Baureihe Nimrod MR2, ausgeliefert und insgesamt fünf Staffeln aufgestellt. Die meisten MR1 wurden später modernisiert, die erste umgerüstete MR2 traf 1979 bei ihrer Einsatzstaffel in Kinloss ein. Die ersten Kampfeinsätze erfolgten im Falklandkrieg 1982, der längste Einsatz dauerte damals knapp 19 Stunden. Zwischen 1990 und 2009 wurden die Maschinen auch bei den Konflikten im Mittleren Osten (Kuwait, Irak, Afghanistan) und von 1992 bis 1997 in Jugoslawien eingesetzt, dort vielfach auch über Land. Zivile Einsätze erfolgten unter anderem nach den Unglücken auf den Bohrinseln Alexander Kielland 1980 und Piper Alpha 1988 sowie 1985 beim Versuch von Richard Bransons Virgin Atlantic Challenger, das Blaue Band zu erreichen.

Drei weitere Flugzeuge wurden für die strategische Aufklärung bestellt. Diese umgerüstete Baureihe wurde als Nimrod R1 bezeichnet und war sowohl für die SIGINT- wie auch die ELINT-Aufklärung ausgestattet. Sie waren somit das wichtigste Instrument Großbritanniens, um sowohl den sowjetischen Datenverkehr als auch Truppen- und U-Boot-Bewegungen zu überwachen. Im Gegensatz zu den Nimrod MR1/MR2 verfügen sie über keine Bewaffnung. Die drei Flugzeuge wurden 1974 in Dienst gestellt. Während des Kalten Krieges waren sie eines der bestgehüteten Geheimnisse des Westens. Erst 1994 wurde ihre Existenz offiziell bestätigt. Die R1 gilt bis heute als das modernste Flugzeug dieser Art außerhalb der USA.

Eine weitere Version war die Nimrod AEW3 als Aufklärungsflugzeug für AEW- und AWACS-Einsätze. Das Projekt wurde jedoch 1986 nach vier Jahren abgebrochen und die umgerüsteten Flugzeuge ausgemustert.

Eine neue Generation ist die Nimrod MRA4, die einen Teil der MR2 ersetzen sollte. Das Projekt wurde jedoch 2010 nach dreizehn Jahren abgebrochen und die umgerüsteten Flugzeuge ausgemustert.

Titelbild
RAF Midlands - Hawker Siddeley Nimrod
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