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Ich habe gestern die Auslosung zur WM-Endrunde gesehen – oder besser gesagt: Ich habe angefangen, sie zu sehen, und nach 15 Minuten abgeschaltet. Das offensichtliche Anbiedern an Donald Trump war für mich nicht mehr zu ertragen. Die Überreichung eines eigens erfundenen „Friedenspreises“ wirkte schlicht lächerlich.

Das hat aber eigentlich weniger mit Trump zu tun als mit der grundlegenden Abkehr vom Sportlichen hin zum Kommerz. Sport ist längst weniger Wettkampf als Bühne – für Inszenierung, Reichweite und Einnahmen. Diese Entwicklung zieht sich inzwischen bis in die nationalen Ligen hinein. Immer mehr private Sender versuchen, sich ein Stück des Kuchens zu sichern, und damit der Kuchen verteilt werden kann, muss er zwangsläufig immer größer werden. Die Folge sind immer neue Wettbewerbe und immer mehr Spiele.

Das ist kein bloßes Gefühl, sondern lässt sich in den offiziellen Planungen von FIFA und UEFA schwarz auf weiß belegen.

Fakten:

FIFA – WM 2026 (offizielle Dokumente)
Die Teilnehmerzahl steigt von 32 auf 48 Mannschaften. Die Anzahl der Spiele wächst von 64 auf 104 – ein Zuwachs von 62 Prozent. Für den Einnahmenzyklus 2023–2026 rechnet die FIFA mit rund 11 Milliarden US-Dollar, erwirtschaftet vor allem durch TV-Rechte, Sponsoring und Ticketing.

UEFA – Reform der Champions League ab 2024/25
Die Champions League wird von 32 auf 36 Teams erweitert. Das klassische Gruppensystem wird durch das sogenannte „Swiss Model“ ersetzt, in dem jede Mannschaft acht statt bisher sechs Spiele in der Ligaphase absolviert. Die erwarteten Einnahmen liegen bei über 4,5 Milliarden Euro pro Saison.

UEFA / sportökonomische Analysen (u. a. UCFB, Deloitte)
Zusätzliche Spiele bedeuten zusätzliche TV-Slots, neue Sponsoringpakete und höhere Spieltagseinnahmen. Wettbewerbsreformen werden dabei ausdrücklich mit „commercial growth“ begründet.

Jammern hilft da nicht weiter. Solange wir Zuschauer bereit sind, dafür zu bezahlen, wird sich nichts ändern. Ich hoffe, dass der Punkt irgendwann erreicht ist, an dem viele sagen: „Das kann oder will ich nicht mehr bezahlen.“ Für mich ist dieser Punkt erreicht. Der erste Wettbewerb, der für mich an Bedeutung verliert, ist die WM. Danach wird die Champions League folgen. Mal sehen, wohin es dann geht.

Treu bleiben werde ich nur meinem Verein.
NUR DER HSV!

Kategorie

FIFA